Donnerstag, 25. September 2008

Letus Ultimate - 1.Bericht

Im folgenden Bericht setze ich mich einerseits mit den Neuerungen des Letus Ultimate gegenüber seinem kleinen Bruder Letus35 Extreme auseinander und versuche andererseits einen ersten Vergleich zum P+S Mini35, mit dem ich im letzten Jahr den Spielfilm „Inside America“ drehen konnte.

Mit anderen Adaptern (etwa aus den Häusern von Brevis oder Redrock micro, sowie dem P+S PRO35) habe ich keine Erfahrungen, daher muss ich diese leider ausklammern.

Warum Letus Ultimate

Habe einige Zeit überlegt, ob ich in den neuen Adapter investieren soll. 4500$ + 300$ Versand + 3% Zollgebühren (135$) sind nun echt kein Pappenstiel. Beim jetzigen Dollarkurs sind das umgerechnet 3370€ ohne Mehrwertsteuer. Kann man sich schon ein gutes Moped davon kaufen oder 8000 Flaschen Bier ausm Supermarkt :o)

Aufmerksam geworden bin ich auf den Ultimate durch Philip Blooms Videos auf VIMEO, die ich sehr schätze. Seit einigen Monaten dreht der fast ausschließlich mit dem neuen Adapter an seiner Sony EX1.

Hier einige Beispiele:

- Love from Southend...

- Red Red Rocks

- 3 Seconds

- Portrait of Siberia

Der Schärfezugewinn ist deutlich sichtbar. Das empfand ich meiner Kombination HVX, Letus Extreme und nicht allzu hochwertigen Spiegelreflexobjektiven immer als Manko… viele schöne Unschärfen im Vorder- und Hintergrund, aber zuviel Softness der eigentlich scharf darzustellenden Objekte.

Der zweite ausschlaggebende Grund für den Kauf des Ultimate ist die Möglichkeit, nun die Blende des vorderen Objektivs über den gesamten Blendenbereich nutzen zu können.

Das hat im Prinzip drei Vorteile:

1. Schärfezugewinn:
Die beste Abbildungsleistung (knackigstes Bild) liefert ein Objektiv zwischen Blende f4 und f5,6 und da ist die Grenze beim Extreme schon überschritten; in einfarbigen mittel- bis hellgrauen Flächen wird ab Blende 4 ½ ein leicht schlierenartiges Muster erkennbar, das von der Mattscheibe herrührt und gerade bei Schwenks auffällt. Bemerkbar macht sich das etwa im Himmel oder weißen Wänden.

Beim P+S Mini35 ist ebenfalls bei Blende f5,6 Schluss.

2. Schärfentiefe als Gestaltungsmittel
Nicht in allen Situationen benötigt man möglichst unscharfe Hintergründe. Manchmal, etwa in halbnahen Einstellungen mit einer Person im Vordergrund ist sie bei geöffneter Blende dann schon unnatürlich groß. Durch Schließen der Blende wird der Hintergrund schärfer abgebildet, wirkt noch immer atmosphärisch, aber nicht mehr künstlich.

3. Minimierung der Fehlerquelle „falsche Blende“
Bei Stress und häufigen Objektivwechseln wird schon mal die Blende nach dem Aufsetzen auf den Adapter vergessen. Man dreht und erlebt bei der Sichtung des Materials ein böses Erwachen; Schlierenartige Muster im Bild. Der Ultimate verzeiht solche Fehler.

Während beim Extreme die schnellste Verschlusszeit bei etwa 1/120 Sekunde lag, unterliegt der Ultimate hier keinen Grenzen, Praktisch ist die Möglichkeit der kurzen Verschlusszeit etwa bei Zeitlupenaufnahmen, so werden etwa Wassertropfen bei 1/250 Sekunde klar abgebildet und hinterlassen einen höheren Schärfeeindruck, als bei einer längeren Belichtungszeit, die zu eher matschigen Ergebnissen führt.

Ein Video dazu habe ich hier gepostet.

Im Gesamten gewährt der Ultimate also deutlich mehr Spielraum als der Extreme und der P+S Mini35.

Technische Neuerungen:



Der Ultimate arbeitet wieder mit rotierender Mattscheibe, der ursprünglichen Technik der 35mm-Adapter, allerdings mit einer wesentlichen Änderung: Die Achse der Mattscheibe ist nicht mehr direkt mit dem Motor verknüpft, sondern über eine Art Gummiband mit einem örtlich abgesetzten Motor verbunden.

Das verhindert laut Entwickler Hien ein leichtes Pendeln der Mattscheibe, die bei der direkten Anbringung der Mattscheibe an die Achse eines Motors unausweichlich sei. Die Achsen der Motoren laufen nie völlig pendelfrei. Das Pendeln der Mattscheibe bewirkt laut Hien einerseits ein Sichtbarwerden der Mattscheibe ab einem bestimmten Blendenwert oder Verschlusszeit und zudem eine leichte Unschärfe des Gesamtbildes. Zum Interview geht's hier.

Neu ist der auffällig blaue Ring, mit dem man nun sehr bequem und genau den Backfocus einstellen kann, also den Abstand der vordersten Linse des Objektivs zur Mattscheibe. Dies ist beim Extreme sehr mühsam, da man hier bei jedem neuen Einstellversuch den Objektiv-Mount samt Objektiv herausnehmen muss, um drei kleine Schrauben zu drehen und in die Fassung des Adapters zurückzusetzen um die Schärfe erneut zu kontrollieren.

Als ebenfalls wichtige Neuerung empfinde ich die Möglichkeit, das Image-Sensor-Offset korrigieren zu können, das etwa durch die HVX ausgelöst wird (hier näher beschrieben unter der ÜberschriftProblem im Zusammenspiel Letus35 Extreme und HVX“) Dies ist durch das Versetzen der Basis, die Motor und Mattscheibe hält, möglich. Einfach bei eingeschalteter Kamera die drei Schrauben die die Basis halten lösen, diese verschieben bis es passt und wieder festschrauben.

Neu ist ebenfalls das Display auf der Rückseite des Adapters, mit dem sich die Drehgeschwindigkeit der Mattscheibe kontrollieren lässt, sowie ein interner Mikrochip, der sich die letzte Geschwindigkeitseinstellung vor dem Ausschalten merkt. Über den 12V Eingang des Adapters lässt sich der Ultimate nun auch über eine externe Energieversorgung betreiben, ein Kabel liegt bereits bei und zwar in einem Transportcase aus Kunststoff, zusammen mit einer Bedienungsanleitung und einer nun wesentlich verstärkten Halterung für den Aufbau auf 15mm-Rohren.

Der Kritik der Nutzer über eine fehlende Möglichkeit der Anbringung eines Massbandes für die Schärfemessung wurde nun ebenfalls Rechnung getragen.

In punkto Reinigung haben sich die Entwickler des Ultimate weitere Gedanken gemacht. Im Prinzip hat der Adapter nun drei Kammern; Die erste ist die Öffnung für die Photoobjektive. Diese ist durch ein eingeklebtes Schutzglas von der zweiten Kammer getrennt, in der sich Mattscheibe und Motor befinden. Die beim Extreme eingeklebte Linse zur dritten Kammer, auf der sich ebenfalls Fussel festsetzen können, ist nun mittels zweier Schrauben befestigt und zum Säubern herausnehmbar. Das war beim Extreme ein Problem, denn das Prisma war von der anderen Seite so verklebt, dass man an Fussel, die sich zwischen Linse und Prisma verfangen konnten, nicht mehr herankam.

Eine negative Sache im Gegensatz zum Extreme ist mir aufgefallen; es vibriert zwar das Gehäuse nicht mehr, allerdings ist er etwas lauter, was in stillen Räumen und sehr leisen Szenen zu Tonproblemen führen könnte.


Vergleich zum P+S Mini35

Einen direkten Vergleichstest zwischen dem Ultimate und dem P+S Adapter habe ich bisher noch nicht gemacht, subjektiv gibt es aber weder im Bereich der Schärfe noch des Lichtverlusts durch den Adapter bedeutende Unterschiede.

Vorteile des P+S Adapters:

- Während des 7wöchigen Drehs von „Inside America“ im staubigen Texas sind keine bedeutenden Wartungsarbeiten am Adapter vorzunehmen gewesen. Er ist wirklich staub- und fusseldicht.

- Der Adapter verfügt über separate Lemo-Buchsen, über die sich Adapter und Kamera gleichzeitig mit einem separaten Knopf Ein- und Ausschalten lassen.

- Durch die kastenförmige Bauweise mit einer ebenen Fläche an der Oberseite lässt sich ein stabiler Handgriff anbringen, an dem man die Kamera bequem tragen kann.

- Für den P+S Adapter gibt es eine Art Dose, die den Fokusring der Kamera abdeckt um versehentliches Verstellen der Schärfe zu unterbinden.

Vorteile des Ultimate

- Nutzung des gesamten Blendenbereichs des eingesetzten Objektivs

- Uneingeschränkte Belichtungszeit

- interne und externe Energieversorgung

- wechselbare Objektivanschlüsse für alle gängigen Photo- und Filmlinsen

- einfacher Austausch der Kamera durch Einsatz verschieden optimierter Verbindungsringe

- Günstiger Preis

Fazit:

Der neue Letus Ultimate reiht sich preislich zwischen den P+S Adapter und den Letus Extreme und hat entwicklungstechnisch erhebliche Fortschritte gegenüber seinem Vorgänger gemacht. Er ist solide gebaut, macht ein deutlich schärferes Bild als der Extreme, bietet bessere Reinigungsmöglichkeiten und größeren Schutz vor fiesen Fusseln, die sich im Prisma niederlassen wollen. Wer das Maximum an Schärfe und Arbeitsspielraum erreichen will, der sollte lieber zum Ultimate greifen, wenn es die finanziellen Möglichkeiten erlauben.

4 Kommentare:

Christos Karafevgas hat gesagt…

Hi christian ein schönen bericht hast du geschrieben alles gute wünsche ich dir mit viele neue videos eine frage habe ich noch mit wen muss man verhandeln damit die zollgebühren runter gehen bei FedEx oder UPS z.B? muss man das vorher ausmachen bevor man was bestellt aus den USA wie ist eigentlich der erste schritt

sorry das ich dich so etwas frage aber ich habe bis jetzt noch keine erfahrung davon und will nichts falsches machen auf jeden fall danke und ich frohe mich über dein neues video mit den Ultimate Adapter

LG Chris

Bewegtbildarbeiter hat gesagt…

Hallo Christos,

bei preislich größeren Anschaffungen rufen die Leute von FEDEX, die die Zolabwicklung übernehmen an, weil sie nicht wissen, in welche Kategorie sie einen 35mm-Adapter einordnen sollen. Videozubehör wird mit 3% Zollgebühr gewertet.

Bei kleineren Dingen mit weniger Wert wird die Verzollung und Besteuerung intern beim Transportunternehmen gemacht und Du zahlst den Betrag dann beim Empfang der Ware.

So läuft es zumindest in Österreich, in Deutschland wird es wahrscheinlich ähnlich sein.

Anonym hat gesagt…

Sehr informativer Bericht, Christian, vielen Dank. Und du sprichst punktgenau die Probleme an, mit denen man beim Extreme zu kämpfen hat. Die Schlieren sind unschön und tauchen immer wieder gerne in hellen Flächen auf. Besonders mit meinem Nikon 28mm/2,8 habe ich Probleme. Durfte ich gerade heute morgen erfahren, als ich wunderbare Aufnahmen im nebligen Hafen machen konnte. Aber beim Sichten stellte sich heraus: Teilweise unbrauchbar. Da muss ich noch mal testen. Selbst bei Offenblende des 28mm muss ich wohl auch mit der Kamerablende unter 4 bleiben. Wie ist da deine Erfahrung?
Nun ja: Das Geldbäumchen für den Ultimate ist gepflanzt.
Weiterer Nachteil des Extreme ist, dass praktisch kein Mikrofon genutzt werden kann, das Verbindung (auch über Spinne) mit der Kamera hat, weil sich das Brummen überträgt. Aber deiner Beschreibung nach wird das Problem beim Ultimate ähnlich gelagert sein.

Bewegtbildarbeiter hat gesagt…

Hi Flo, hab Dir hier ja noch gar nicht geantwortet. Die Schlieren entstanden bei mir immer durch das aufgesetzte Objektiv, mit der Kamerablende sollte das eigentlich nix zu tun haben. Der Einsatz von Kameramikros ist beim Ultimate generell kein Problem, vibrieren tut ja nichts. in engen kahlen Räumen und sehr leisen Szenen kann es vorkommen dass man den Adapter hört, aber verglichen mit einer 16mm Kamera ist der Ultimate LEISE